Was bedeutet Freude in Deiner Vision?
Bei der Suche nach Deiner Vision begegnet Dir auch unweigerlich die Frage, was Dir Freude macht, entweder jetzt aktuell oder als Kind. Eine Frage, die zunächst ganz einfach klingt, aber bei näherem Nachdenken ihre Tücken birgt, wie ich finde…
Einige Weg-Gefährten meiner Kindheit würden mir zum Beispiel aufgrund des letzten Beitrages „Visionen 2 / Persönliches“ wohl gerne die Frage stellen: „Und was ist mit dem Tanzen? Wo kommt das Tanzen vor in Deiner Vision?!“ Schliesslich hat das Tanzen einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend ausgemacht. Bis das Lernen für das Abitur sich nicht mehr mit dem täglichen Tanz-Training vertrug. Dann habe ich mich dem „Volkstanz“ zugewendet, der auch immerhin knapp 10 Jahre meines Lebens entscheidend mit geprägt hat (auch so eine „Eigenart“ von mir: wenn ich was mache, dann auch ganz. Nur so „mitmachen“ gibt es bei mir nicht. Ohne das ich mich in der Vordergrund drängen will… das passiert irgendwie immer fast von selbst… ;-)) .
Und nun kommt das Thema „Tanzen“ bzw. „Musik“ in meiner aktuellen Vision vom Leben nicht vor? Bedeutet das, das das Tanzen mir keine Freude gemacht hat bzw. macht? Hab ich einen Großteil meiner Jugend mit etwas verbracht, das mir keine Freude macht? Geht das überhaupt? Kann man sich so „anstrengen“?
Begonnen hat die Geschichte vom Tanzen in einem Gespräch mit meiner Mutter, da war ich so ungefähr 6-8 Jahre alt. Meine Eltern waren ihr Leben lang begeisterte Tänzer, aber eben nur für den „Hobby-Bereich“, ohne selbst Turniere zu tanzen. Aber sie waren Mitglieder in einem Tanzclub und dort sehr aktiv. Nun bekam dieser Tanzclub zum ersten Mal den Zuschlag dafür, eine Weltmeisterschaft der Turniertänze auszurichten. Und meine Eltern waren Mitglieder im Organisationsteam. Dadurch war das Thema auch bei uns zuhause immer sehr präsent. Schliesslich erzählte mir meine Mutter, nicht ohne Hintergedanken ;-) , dass die Kindergruppe des Tanzclubs bei einer Pause während der Weltmeisterschaft auftreten würde und das auch das Fernsehen die Veranstaltung übertragen würde… meine Neugier war geweckt… wenn ich also auch in dieser Gruppe mitmachen würde, bestand tatsächlich die Möglichkeit, das ich bei der nächsten größeren Veranstaltung, die auch vom Fernsehen übertragen würde, tatsächlich ins Fernsehen kommen würde… Meine Mutter erkannte die Chance, endlich einen Tänzer in der Familie zu haben (meine älteren Geschwister hatten damit nichts am Hut…) und nahm mich sofort mit zum nächsten Kindergruppen-Training. Dort bekam ich dann ein Mädchen in die Hand gedrückt, das ein paar Tage vor mir angefangen hatte, und von da an verbrachten wir die nächsten 10 Jahre gemeinsam auf dem Tanzparkett, mit mehr oder weniger großem Erfolg (ins Fernsehen habe ich es übrigens dann aber doch nicht geschafft…).
Hat mir das Tanzen jetzt Freude gemacht? Was ist mit dem Begriff „Freude“ überhaupt gemein?
Was genau ist mit „Freude“ gemeint?
Das Gefühl, bzw. der Zustand, der mit diesem Begriff beschrieben ist und für unsere Visions-Suche so wichtig ist, ist kein extrovertiertes Gefühl. Gemeint ist dabei nicht die Freude über einen Erfolg, über ein „gutes Los“ oder ein positives Ereignis. Vielmehr geht es um ein stilles Gefühl des Glücks, einen Moment des Vergessens der Umstände um einen herum, das, was die „Glücksforscher“ als „Flow“ bezeichnen. Ich gehe voll auf in dem, was ich tue und vergesse alles um mich herum. Menschen, Meinungen, Bewertungen… alles spielt keine Rolle, nur das, was ich gerade tue. In diesem Sinne geht es vielleicht nicht um Freude, sondern um eine Art „erfüllt sein“. Das, was ich gerade tue, füllt mich aus, „erfüllt“ mich. Das ist das Gefühl, was mit der Frage gemeint ist, was Dir als Kind „Freude“ gemacht hat. Wir gehen dabei zurück in die Zeit der Kindheit, weil viele Menschen in dieser Zeit zu diesem Gefühl einen viel besseren Zugang hatten. Als Kind machen wir uns noch wenig Sorgen darüber, was die anderen davon halten könnten, was wir tun. Als Kinder sind wir nur an Dingen interessiert, die uns Freude machen. Wir lernen erst später, das das, was uns Freude macht, manchen Erwachsenen nicht gefällt…
Zurück zum Thema Tanzen und Freude… Was am Tanzen hat mir Freude gemacht und was nicht? Diese Frage impliziert schon die Möglichkeit, nicht nur „DAS Tanzen“ zu betrachten, sondern genauer hinzusehen und es in mehrere Aspekte einzuteilen. Die einfachere Frage ist natürlich immer, was mir KEINE Freude gemacht hat… Ich bin leider, was das Tanzen angeht, überhaupt nicht ehrgeizig… na klar macht es Spass, erfolgreich zu sein… aber sich dafür anstrengen, verbissen trainieren und um jede Bewegung ringen?! Das war nicht meins. Klar habe ich die Hinweise der Trainer ernst genommen und mich redlich bemüht… aber Spass und Freude? Ich war viel zu sehr mit eben diesen Dingen, die es zu beachten gilt, beschäftigt, als das ich in einen „Flow“ gekommen wäre… und dabei ist es genau das, was ein erfolgreiches Tanzpaar ausmacht… die Fähigkeit, wenn es darauf ankommt, alle Hinweise und Ratschläge zu vergessen und sich ganz dem Augenblick und der Musik hingeben zu können… alles andere wirkt nicht leicht sondern verkrampft und „antrainiert“. Vielleicht waren wir auch deshalb nicht wirklich erfolgreich? Ja, wir sind zwar weiter gekommen, haben dazugelernt und sind Klassenweise „aufgestiegen“, aber eben immer durch Fleiss, nie durch Erfolg. Immer gab es Paare, die eben dieses „Bisschen“ besser waren… Und dieses ewige Vergleichen und wieder nicht erfolgreich zu sein, das machte mir überhaupt keine Freude…
Bewegung zur Musik zusammen mit anderen
Aber die Lust und Freude, mich zur Musik zu bewegen und das auch zusammen mit anderen zu tun, dass habe ich beim Tanzen für mich entdeckt. Und die dafür notwendigen Schritte (Kenntnisse) habe ich in dem Sinne gerne gelernt, weil sie mir neue und weitere Ausdrucksmöglichkeiten gaben. Und ja, natürlich fand ich es auch gut, wenn es für andere gut aussah, aber das war nicht meine hauptsächliche Motivation. Und mit diesem Leistungsdruck wollte ich dann irgendwann nichts zu tun haben…
Gelernt habe ich beim Tanzen aber auch das Auftreten vor Publikum und meine Angst davor zu überwinden. Ein Aspekt, der mir später sehr nützlich war und noch ist.
Musik machen…
Ein weiteres Beispiel für die differenzierte Sichtweise der „Freude“ ist für mich das Thema „Musik machen“.
Ich habe in der Grundschule angefangen, Blockflöte zu lernen, wie so viele meiner Altersgenossen. Auch diese „Entwicklung“ war meinen Eltern wichtig. Mit dem Instrument kann ich bis heute nicht viel anfangen, inzwischen könnte ich es sicherlich auch nicht mehr spielen… Damals aber habe ich gerne den Blockflötenunterricht in der Schule mitgenommen… Warum? Dieser fand immer in der 5 Stunde am Samstag (damals hatten wir noch an 6 Tagen in der Woche Schule…) statt. Und das war die gleiche Stunde, in der alle „Sünder“ der vergangenen Woche eine Stunde nachsitzen mussten… So hatte ich entweder eine gute Ausrede, um nicht nachsitzen zu müssen (was leider öfter vorkam ;-)), oder das Nachsitzen fiel zuhause nicht auf, weil meine Mutter sowieso nicht früher mit mir rechnete…
Später habe ich mich dann für das Akkordeon, oder auch „Schifferklavier“ genannt, interessiert. Nicht, weil ich in den Klang dieses Instrumentes „verliebt“ war, sondern weil ich dachte, auf diese Weise meiner anderen Leidenschaft, dem Meer und der Seefahrt, auch im Bereich der Musik näher kommen zu können.
Auch hier wurde der zeitliche Aufwand irgendwann so groß, das meine „Freude“ an der Tätigkeit in keinem Verhältnis mehr zum Einsatz stand und ich das Akkordeon an den Nagel hing…
Die nächste Begegnung mit „Musik machen“ hatte ich bei einem Praktikum für mein Studium. Mein Anleiter konnte Gitarre spielen und hat auf einer Jugendfreizeit viel mit den Kids gesungen und gespielt. Das hat mir imponiert und so wollte ich das bald auch lernen… Zuerst in einem Volkshochschulkurs einfache Liedbegleitung, dann klassische Gitarre an der Musikschule… Die Gitarre begleitet mich auch heute noch, allerdings ohne Unterricht.
Was ist das Fazit zum Thema „Musik machen“ und Freude daran?
Bei der Beschreibung des Themas ist mir aufgefallen, das ich mich mit „Musik machen“ nur beschäftigt habe, um damit eine Absicht zu verfolgen bzw. um ein Ziel zu erreichen. Es ging weder um die Musik selbst, noch um ein damit verbundenes „Glücksgefühl“ bzw. „Flow“. Das wird auch deutlich, wenn man die weitere Entwicklung des jeweiligen Instrumentes verfolgt. Immer, wenn die „Motivation“ von aussen bzw. das Ziel weg war bzw. nicht mehr nötig war, hatte sich meine „Leidenschaft“ für das jeweilige Instrument auch schon erledigt.
Etwas anders ist es mit der Gitarre. Zwar hat sich mein Interesse an der klassischen Gitarre leider nicht verfestigt, aber die Liedbegleitung mache ich heute noch gerne. Und manchmal, wenn ich es für mich selber mache und mich mithilfe von Liedern, Gesang und meiner Liedbegleitung selber ausdrücken kann, bin ich dem „Flow“ ganz nah…
Fazit
Dinge oder Tätigkeiten, die ich „nur“ mache, weil sie einem bestimmten Zweck dienen (entweder einem selbst formuliertem Ziel, oder dem Ziel, anderen zu gefallen bzw. fremde Erwartungen zu erfüllen), machen mir zwar kurzfristig „Freude“, weil sie mich meinem Ziel näher bringen und weil sie mir Erfolge bescheren.
Erfüllung, Glück, Zufriedenheit oder den „Flow“ erziele ich aber nur bei Tätigkeiten, die ich mache, weil sie MIR und niemandem sonst (erstmal) Freude machen. Es spielt dann dabei überhaupt keine Rolle, ob ich darin gut bin, ob andere das gut finden, was ich mache, oder ob ich damit erfolgreich bin. Wichtig ist nur, dass ich voll aufgehe in dieser Tätigkeit, dass sie mich erfüllt. Und ich denke inzwischen, das das fast immer auch Tätigkeiten sind, die uns dazu verhelfen, uns selbst auch auszudrücken. Selbstausdruck ist Sinn stiftend und damit erfüllend.
Diese Tätigkeiten heraus zu finden ist nicht sehr leicht bei den vielen Erwartungen und Pflichten, die wir jeden Tag zu erfüllen haben. Es wird nicht anders gehen, als sie bewußt zu suchen und sich dabei gut zu beobachten bzw. seine Motive zu hinter fragen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei und freue mich auf Berichte und Kommentare, wenn Du magst.
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